Das Publikum bestimmt

Die Oltner Theatergruppe «Dito» improvisiert bei jedem Auftritt – mit Erfolg. Tabea Wullimann erzählt von der uralten Kunst des Improvisationstheaters, welches im Verlauf der Zeitgeschichte etwas in den Hintergrund rückte.

Für Tabea Wullimann, Leiterin Impro-Theatergruppe Dito ist auch das Leben wie ein Theaterspiel. jpi)
Für Tabea Wullimann, Leiterin Impro-Theatergruppe Dito ist auch das Leben wie ein Theaterspiel. jpi)

Ein Kühlschrank, ein Regenwurm, der in ein Erdloch schlüpft oder grosse Gefühle wie Liebe oder Verwirrtheit – die Rollen, der Schauspieler, könnten beim Improvisationstheater unterschiedlicher nicht sein. So auch die Berufsgattungen der Theatergruppe: Von der Sozialpädagogin über einen Gartenbauarbeiter bis zum Uhrenmacher ist alles vertreten. «Unser Team ist kunterbunt. Wir sind keine Einheitsmasse, sondern jeder hat seine eigene Farbe und Stärke», so die Leiterin Tabea Wullimann bildlichgesprochen. Dies sei wichtig, denn neben den Inputs aus dem Publikum sei auch die gegenseitige Inspiration der Spieler wichtig.

 Keine Zeit zum Nachdenken

 Auf der Bühne geht alles sehr schnell, die Spieler haben keine Zeit sich abzusprechen oder sich gemeinsam etwas auszudenken: «Unser Theater entsteht aus dem Moment mit Ideen und Geschichten aus dem Publikum, welche wir mit viel Spiellust und Spontanität auf der Bühne umsetzen», erklärt Wullimann. «Dafür muss man zwar ein wenig eine Rampensau sein, jedoch ohne Starallüre. Teamplayer sind gefragt», so Wullimann, die als Kind bereits gerne den «Clown» spielte. Die Teammitglieder kommen sich körperlich sehr nahe: «Ein küssendes Liebespaar soll authentisch wirken, genauso wie der Wurm der durch das Erdloch kriecht».

Die Schauspieler interpretieren jeden letzten Mittwoch im Monat im Schwager Theater immer wieder aufs Neue verschiedene Gegenstände, Personen, Gefühle und Tiere. So entstehen verrückte, bezaubernde, witzige Bilder und Geschichten. Doch wie spielt man einen Gegenstand? «Genau dies macht das Improtheater aus, wenn beispielsweise der Kühlschrank hustet und das Publikum somit bemerkt, dass dies der Kühlschrank ist», so Wullimann mit leuchtenden Augen. «Dito» spiele nicht ausschliesslich auf Pointen, sondern macht Geschichten erlebbar. Diese Form nennt sich «Playback-Theater». «Wir haben auch eigene Formen entwickelt», so die Kunstschaffende, die es schwierig findet, die Theatergruppe in eine Form zu pressen. «Wir nehmen alle Inputs aus dem Publikum auf», erklärt die gelernte Kindergärtnerin.

«Eine Herausforderung ist, ernsthafte Geschichten authentisch zu spielen mit viel Fingerspitzengefühl für Tragik und Komik», so die Künstlerin. Ziel sei immer, dass sich das Publikum in den gespielten Rollen wiedererkenne. Das A und O sowie die grösste Herausforderung beim Improvisationstheater sei das «Loslassen»: «Man muss seine eigenen Vorstellungen der Geschichte immer wieder verwerfen und auf die Aktion des Gegenübers eingehen und die Story umdenken», erklärt die erfahrene Impro-Spielerin.

Wullimann leitet seit 2004 mit Christoph Schwager die Theaterkurse im Schwager Theater. Letzten Herbst trat sie dort auch mit ihrem aktuellen Soloprogramm «Durchlaucht» auf.

Beim Theater lernen die Schauspieler, die Texte auswendig, beim Impro-Theater gehe man auf die Bühne ohne den Text zu kennen: «Ich bin vor jedem Auftritt aufgeregt. Zum Glück habe ich während der Vorstellung keine Zeit zum Nachdenken», so Wullimann, der die Pointen und Texte auch spontan zu setzen weiss. Ausbildungen bei Christoph Schwager und beim Mimen Carlos Martinez.

 Theater und das Leben

 «Wenn ich in einem Cafe sitze und die Leute beobachte, ist dies für mich wie eine Theatervorstellung», so die leidenschaftliche Schauspielerin. Sie beobachte ihre Mitmenschen genau: «Ich merke mir, die Gangart, die Art sich zu bewegen, die Mimiken und probiere dies zu imitieren», so die Pantomime-Künstlerin. «Natürlich immer ausser Sichtweite», ergänzt sie lachend. So scheint die Gefahr gross, dass Verwandte und Bekannte sich plötzlich auf der Bühne wiedererkennen? «Dies kann durchaus vorkommen.» Die nächste Aufführung der Theatergruppe «Dito» findet am 29. Februar mit dem Motto «Der besondere Tag» statt. «Das Publikum muss nichts vorbereiten, aber nachdenken, welche Geschichten sie unbedingt auf der Bühne sehen möchten». Denn oft heisst es am Ende der Vorstellung: «Ohh, diese Geschichte hätte ich auch gerne gespielt gesehen».

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