«Das Lachen» in Olten

Dimitri Am Donnerstag, 7. März tritt Clown Dimitri mit seinen «Highlights aus 55 Jahren» im Stadttheater Olten auf. Der Stadtanzeiger hat sich mit ihm über das «alte, neue Programm», das älter werden und die Digitalisierung unterhalten.

Clown Dimitri ist auch mit 77 Jahren nicht müde die Menschen zum Lachen zu bringen. Adriano Heitmann)
Clown Dimitri ist auch mit 77 Jahren nicht müde die Menschen zum Lachen zu bringen. Adriano Heitmann)

Clown Dimitri präsentiert in «Highlights aus 55 Jahren» während 90 Minuten die schönsten Szenen aus seinen Soloprogrammen «Porteur», «Teatro» und «Ritratto». Auch nach55 Jahren ist sein ansteckendes Lachen entwaffnend und seine naive Tollpatschigkeit berührend. «Mein Publikum hat sich nicht verändert und vermag ich noch immer zum Lachen zu bringen. Bei Kindern ist jedoch eine Veränderung feststellbar. Sie werden schneller unruhig — sind sich das Kurze und Schnelle gewöhnt», erklärt Dimitri.

Selbstkritik und Selbstbewusstsein

 

Bereits als 7-Jähriger war für Dimitri, der im Tessin aufgewachsen ist, wo er auch heute lebt, klar, dass er Clown werden möchte. Zuerst lernte er jedoch das Töpferhandwerk in Bern und arbeitete danach in Frankreich. Ein Jahr darauf besuchte Dimitri in Paris seinen ersten Kurs beim Mimen Etienne Decroux. Ausserdem trainierte er Akrobatik, lernte Gitarre und nahm unter anderen Ballettstunden. 1958 besuchte Dimitri Kurse von Marcel Marceau und wirkte danach in dessen Gruppe mit. «In meinem Leben bin ich unzähligen spannenden Persönlichkeiten begegnet und lernte viele Menschen kennen, die mich sehr beeindruckten, die aber keinesfalls berühmt sind. Wenn ich aber jemanden nennen müsste, dann wäre dies Marcel Marceau, der für mich ein wichtiger Künstler war», erzählt Dimitri. Das stetige Arbeiten an sich selbst in den unterschiedlichsten Bereichen prägt bis heute Dimitris Leben. «Wenn ich zurückschaue, gibt es stets Dinge, die ich hätte besser machen können», so Dimitri und wendet aber ein: «Man kann nie genug selbstkritisch sein. Ehrgeiz im positiven Sinn ist wichtig, doch neben dieser Selbstkritik ist auch eine gesunde Portion Selbstbewusstsein nötig, um zu wissen, wer man ist und was man kann.»

Orangensaft zum Frühstück

 

Dimitris Biografie ist beeindruckend, ausserdem gewinnt man den Eindruck, in seinem Leben sei alles reibungslos verlaufen. «Es hat sich vieles in meinem Leben sehr harmonisch abgespielt und das erachte ich als grosses Glück: Einerseits mit meiner Familie, in welcher ich aufgewachsen bin und nun auch mit meiner Frau Gunda und meinen Kindern», betont er gewohnt bescheiden und dankbar. Und wie sieht ein Tagesablauf von Dimitri aus? Der Tag beginne mit einem Frühstück mit Orangensaft. Es folge ein bis zwei Stunden Postbearbeitung, und dies, obwohl er eine Sekretärin beschäftige und seine Frau Gunda ebenfalls mithelfe. Zudem trainiere er täglich drei Stunden. Wenn er danach freie Zeit habe, verbringe er die mit Malen und Lesen, auch Zeitungen, betont Dimitri. Wenn er auf Tournee sei, komme selbstverständlich die Reisezeit hinzu und die Vorbereitung auf die Vorstellung. Nach der Vorstellung werde gegessen - nie vorher! Seine speziellen Rituale vor der Aufführung will Dimitri aber nicht verraten.

La Famiglia Dimitri

 

«Es gibt verschiedene Orte, an welchen ich mich wohlfühlen würde, so zum Beispiel in Sri Lanka. Aber zu Hause fühle ich mich im Tessin, denn dort bin ich aufgewachsen und sind meine Familie und Freunde. Zudem befindet sich dort mein Teatro Dimitri, die Theaterschule und eine wunderschöne Landschaft», schwärmt Dimitri. Ob das älter werden für ihn eine Belastung darstelle? «Das älter werden an sich stört mich nicht, aber ich überlege mir, wie lange ich noch auf der Bühne stehen und die Menschen zum Lachen bringen darf. Wenn ich mich jedoch umsehe, stimmt es mich zuversichtlich, stehen doch viele Clowns auch im hohen Alter noch auf der Bühne.» Er habe stets verschiedene Ideen. «Dank einer grosszügigen Gönnerin haben wir neben dem Teatro Dimitri eine schöne alte Villa mit Park gekauft. Dort möchten wir ein wunderschönes Kulturhotel mit Restaurant und einer Bibliothek mit Theater- und Zirkusliteratur einrichten», schwärmt der Clown. Der grosse «Narren-Park» mit den Skulpturen sei bereits fertiggestellt.

Neun Enkel und die Digitalisierung

 

Dimitri hat sehr viele Talente, so spielt er beispielsweise 10 Instrumente. Gibt es auch Dinge, die der Clown nicht kann? «Oh ja, ich kann nicht Klavier spielen und bin kein Elektronik-Fan, kann noch nicht mal eine SMS schreiben», schmunzelt der 77-Jährige. Er begegne der Digitalisierung zwiespältig. Zwar biete dieseeinen unglaublichen Fortschritt und schnelle Kontakte, doch vielleicht seien die Kontakte dann auch oberflächlicher, sinniert der Clown. Speziell Kinder würden durch den ständigen Konsum, sei es via Handy oder Computer, an Kreativität verlieren. «Meine Kinder sind ohne Fernseher und ohne Handys aufgewachsen, doch bereits meine neun Enkel werden gross ineiner digitalen Welt, in welcher man ständig erreichbar ist.» Verbieten sei jedoch keine Lösung, der einzige Weg ist das Begleiten und das Sprechen über die Gefahren.

Welchen Bezug hat Dimitri zuOlten? «Ich habe in Olten schon einige Male gespielt, kenne die Stadt als Eisenbahnknotenpunkt und seine schöne Altstadt. Zudem stammt mein guter Freund, der Schriftsteller Franz Hohler aus Olten, dessen Bücher und Kunst ich sehr verehre.»

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