Das Buch unter Druck

Am 11. März stimmen wir über die Wiedereinführung der Buchpreisbindung ab. Ein viel diskutiertes und emotionales Thema. Der Stadtanzeiger hat sich umgehört, was Personen inOlten, die einen engenBezug zum Buch haben am kommenden Wochenende abstimmen werden.

Braucht die Schweiz wieder gebundene Buchpreise? Am 11. März wird an der Urne abgestimmt. mim)
Braucht die Schweiz wieder gebundene Buchpreise? Am 11. März wird an der Urne abgestimmt. mim)

Seit einiger Zeit wird in der Schweiz über die Vor- und Nachteile einer Wiedereinführung der 2007 abgeschafften Buchpreisbindung diskutiert. Eine grosse Anzahl Buchhändler, Autoren, Verleger und weiteren im Buchbereich tätigen Personen sind für die Wiedereinführung der Buchpreisbindung. Die gegnerische Seite stellt sich aus Vertretern der Wirtschaftsverbände, der Jungfreisinnigen, der Jungen SVP, der Piraten, der FDP, der SVP und der Grünliberalen zusammen. Die Befürworter argumentieren mit dem Wegsterben der kleinen Buchhandlungen und der zukünftig mangelnden Vielfalt. Die Gegner befürchten, dass mit der Wiedereinführung der Buchpreisbindung die Bücher teurer und das Gesetz im Internetbuchhandel nicht durchgesetzt werden kann. Der Stadtanzeiger hat nachgefragt.

 Weniger Arbeitsstellen, Ausbildungsplätze und Verkaufsstellen

 Wie wird Thomas Knapp, Verleger des Knapp Verlages am 11. März abstimmen? «Ich bin für die Wiedereinführung, denn viele Buchhandlungen müssten ohne Preisbindung schliessen. Es wird mit dem «Lädelisterben» weniger Arbeitsstellen, Ausbildungsplätze und Verkaufsstellen geben. Darunter leiden dann auch die Kleinverlage. Und es ist eine Mär zu glauben, ohne Buchpreisbindung sind die Bücher günstiger. Der Preiswettbewerb vergünstigt nur Bestseller, verteuert aber den Grossteil aller Bücher. Auch mit einer Buchpreisbindung wäre die Schweiz keine Insel. Deutschland und Österreich kennen den festen Ladenpreis ebenfalls. Und dort hält sich beispielsweise auch Amazon an die Preise. Bei allen Ländern, die die Preisbindung aufgehoben haben, ist die Vielfalt an Büchern und Buchhandlungen markant geschrumpft. In Grossbritannien liest sich das so: Seit der Deregulierung im Jahr 1995 sind 2000 von 4000 Buchhandlungen geschlossen worden, viele von ihnen in den Agglomerationen.» Und wie hat der Oltner Kleinverlag die Abschaffung der Buchpreisbindung erlebt? «Was wir festgestellt haben: (Internet)-Anbieter verkaufen einige Bücher über den vom Verlag empfohlenen Ladenpreis. Wirklich günstiger sind nur die Bestseller geworden», so Verleger Thomas Knapp.

 Büchervielfalt soll erhalten bleiben

 Und welcher Meinung ist der Oltner Autor Pedro Lenz? «Ich bin unbedingt für die Wiedereinführung dieses Instruments, das sich zum Beispiel in Deutschland, Italien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz bestens bewährt hat, und das bei uns ohne Not und ohne Plan, aus rein ideologischen Gründen abgeschafft wurde. Feste Buchpreise ermöglichen vielen Buchhandlungen und vielen Verlagen ein bescheidenes Auskommen und tragen damit dazu bei, dass die Büchervielfalt erhalten bleibt.» Wie hat der Autor die Zeit nach der Aufhebung der Buchpreisbindung erlebt? «Ich habe erlebt, wie meine Bücher vielerorts teurer angeboten wurden, als vom Verlag empfohlen. Das ist nämlich die ganz grosse ideologische Lüge der heuchlerischen Sektierer vom so genannt freien Markt, dass die Buchpreise ohne Preisbindung rundum günstiger werden. Billiger werden höchstens ein paar wenige Titel und alle andern bezahlen die Zeche dafür.

 Die Buchpreisbindung spielt keineRolle mehr

 Und wie positioniert sich Urs Bütler der Inhaber der Buchhandlung Schreiber? «Ich bin gegen die Wiedereinführung der Buchpreisbindung. Erfolgreich zu sein ist nicht abhängig von der Buchpreisbindung. Die Buchhandlungen können von der Nutzung eines freien Preises mehr profitieren, als von Preisen in einem Korsett. Zudem ist der freie Preis ein Marketingmittel, welches genutzt werden soll. Ich bin der Meinung, dass sich die kleineren Buchhandlungen fragen müssen, wieso die Kunden nicht mehr in die Buchhandlung kommen und sich um innovative Strategien bemühen.» Und wie ist es dem Buchhändler nach der Aufhebung der Buchpreisbindung ergangen? «Nach der Aufhebung hat der Preiskampf begonnen, zudem hat sich das gesamte wirtschaftliche Umfeld verändert. So haben die abgesenkten Europreise zu sinkenden Umsätzen geführt. Diese Probleme sind meiner Meinung nach, die grossen Herausforderungen.»

 Nichts ist in Stein gemeisselt

 Und wie positioniert sich Christian Meyer, der Geschäftsführer der Buchhandlung Klosterplatz? «Ich bin grundsätzlich für die Wiedereinführung der Buchpreisbindung. Der Buchhandel befindet sich im Wandel, ob mit oder ohne die Buchpreisbindung. Doch bin ich der Meinung, dass die Wiedereinführung der Buchpreisbindung den Buchhandlungen eine gewisse Sicherheit geben kann. Aber auch mir ist bewusst, dass die Buchpreisbindung nicht das Überleben aller Buchhandlungen sichert. Bei einem Wettbewerb, wie nun im Buchbereich, müssen Regeln gelten, ansonsten setzt sich der Stärkere durch.» Und wie hat die Buchhandlung die Abschaffung der Buchpreisbindung erlebt? «In den ersten drei Jahren haben wir nicht viel vom Wegfall der Buchpreisbindung gemerkt, da wir die Preisempfehlungen der Verlage auch weiterhin übernommen haben. Wir wollten nicht unsere Kunden mit erhöhten Preisen bestrafen. Erst 2009, als die wirtschaftlichen Probleme zunahmen, wurde der Buchpreis fast wöchentlich zum Thema bei uns, was zu erheblichen Mehraufwand führte. Dass es uns heute noch gibt, haben wir hauptsächlich unserer treuen Kundschaft zu verdanken.»

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