Chinesen schuften in Olten SüdWest
«Fabrikk» Am 23. Mai feierte Karl’s kühne Gassenschau mit ihrem neuen Programm «Fabrikk» Premiere. Barbara Amherds Premiere fand jedoch erst vergangenen Samstag statt. Die Trimbacherin wirkt als Statistin in der «Schokoladenfabrik» mit.
Der «Knoten» im Bauch sei weg, lacht Barbara Amherd erleichtert nach ihrem ersten Auftritt als Chinesin im neuen Programm «Fabrikk» von Karl’s kühne Gassenschau. Die 47-jährige Trimbacherin ist eine von 55 Statisten aus der Region, die bei «Fabrikk» mitwirken. «Ich bin zufällig an einem grauen, regnerischen Tag im Januar auf das Inserat in der Coop Zeitung gestossen, in welchem nach Statisten für die «Fabrikk» gesucht wurde», erzählt Amherd schmunzelnd. In der Hoffnung auf Sommer, Sonne und ein neues Projekt, meldete sie sich auf das Inserat. «Im April fand der erste Workshop statt, in welchem uns das Programm gezeigt und unsere Tätigkeit vorgestellt wurde», erklärt Amherd, die bis im August 25 Vorstellungen mitbestreiten wird.
Eingeschlagen wie eine Bombe
Karl’s kühne Gassenschau wurde 1984 von Ernesto Graf, Markus Heller, Brigitt Maag und Paul Weilenmann, die sich in der Mimenschule Ilg in Zürich kennenlernten, ins Leben gerufen. In den vergangenen 29 Jahren hat sich das Strassenvarieté zum umjubelten Freilufttheater-Spektakel entwickelt. 2009 spielten die «Kühnen» erstmals in der Kiesgrube in Olten und zeigten in «Silo8» das Altersheim der Zukunft. «Es war unser Wunsch, neben Winterthur, auch im Mittelland einen geeigneten Ort für unsere Freilufttheater zu finden. Olten ist durch seine Lage und die gute Erreichbarkeit ideal», erklärt Gründer und Geschäftsführer Ernesto Graf. «Silo8» schlug ein wie eine Bombe und die Spieldauer musste ständig erweitert werden. Nichts anderes zeichnet sich nun bei der «Fabrikk» ab, welche seit dem Premierenstart, trotz häufig regnerischen und kalten Abenden, vor ausverkauften Rängen gespielt wird.
Geschichten erzählen, die betreffen
Die Frage nach der Ideenfindung lässt Geschäftsführer Ernesto Graf grinsen. «Wir versuchen stets eine Geschichte zu erzählen, die betrifft und etwas mit unserem Leben zu tun hat.» Die Suche nach einem Thema dauere etwa ein Jahr, diverse Aktivitäten wie Wanderungen, Geschichten-Wettbewerbe und insbesondere Diskussionen, lasse Themen reifen. «Meist ist es so, dass wir uns auf ein Thema geeinigt haben und einige Wochen später von einem der Gründer ein «ja, aber...» folgt», schmunzelt Graf und fügt augenzwinkernd an: «Der zeitliche Fahrplan lässt dann jegliche Zweifel sterben und die Planung beginnt.» Hört sich simpel an, doch die Umsetzung ist, gespickt durch die technisch aufwendigen Effekte, in keinster Weise einfach. So ist es auch nicht überraschend, dass in der Schokoladenfabrik ein riesiger Kran zum Einsatz kommt und diverse Spezialeffekte und Stunts einmal mehr für offene Münder sorgen. Das Schokoladenunternehmen muss vor dem Verkauf an die Chinesen gerettet werden, was den Produktionsleiter zu ausgefallenen Aktionen treibt.
Sudoku-Spiel und planerisches Genie
Zurück zu den 55 Statistinnen für welche sich Selina Schatzmann, als Koordinatorin, verantwortlich zeigt. Zum ersten Mal arbeiten die «Kühnen» mit Statisten, was insbesondere für die Showtechniker eine grosse Umstellung bedeutete, schliesslich steht die Sicherheit an oberster Stelle. Ein von Hand gezeichneter Einsatzplan der Bühne lässt einem Nichtkenner die Haare zu Berge stehen. «Einsatzplan und Ablauf gestalten sich manchmal wie ein Sudoku-Spiel», lacht Schatzmann. Der Plan zeigt, wann die zahlreichen Statisten eingesetzt werden können und welche Positionen sie bereits gelernt haben. «Es gilt 15 unterschiedliche Positionen pro Vorstellung zu besetzen», erklärt Schatzmann. Während den ersten zwei Wochen haben einige Statisten, welche in den Vorstellungen in Winterthur mitgewirkt haben, die Statisten in Olten begleitet. «Ich habe bis anhin die Positionen drei und vier an zwei Samstagen und einem Abend geprobt», so die Trimbacher Statistin Barbara Amherd. Dabei gilt es, einerseits die Choreografie zu erlernen und die überaus wichtigen, teilweise nicht ersichtlichen Zeichen und Markierungen zu deuten. «Auf unseren Aufruf haben sich rund 100 Personen gemeldet», erklärt Schatzmann. Kriterien der Mitwirkung waren weder Aussehen noch Wissensstand, sondern die Fitness, die Koordinationsfähigkeit und eine gewisse Höhentauglichkeit. «Ein wichtiges Kriterium war zudem die Teamfähigkeit und die Bereitschaft, bei jedem Wetter seinen Einsatz zu leisten, denn wir spielen bekanntlich bei jedem Wetter», erklärt Schatzmann verschwörerisch lächelnd.
Informationen zum Restaurant, Tickets und den Vorstellungsdaten finden Sie auf der Homepage: www.fabrikk.ch.