Blätterrascheln
Im Moment, in welchem du diese Zeilen liest, müssen wir alle vielleicht draussen eine Maske tragen und ist meine Bar vielleicht wie alle anderen bis auf Weiteres geschlossen. Solltest du also per Zufall einen Job für mich oder ein Dutzend charmante Studierende haben, darfst du dich gerne melden.
Nun ist es aber so, dass ich diese Zeilen bis spätestens Dienstag abgeben musste, der Bundesrat sich aber erst am Mittwoch traf und zum Hellsehen fehlt mir schlicht die Kristallkugel. Sowieso lese ich anstatt in Handflächen und Kaffeesatz lieber Gedrucktes. Eine Wochenzeitung wie der Stadtanzeiger mag mit den rasanten Entwicklungen einer Pandemie zwar nicht immer ganz mithalten können, doch hat sie andere Qualitäten. So ist meine vier Monate alte Tochter bereits jetzt eine ganz begeisterte Zeitungsleserin. Beziehungsweise Zeitungs-Zerknüllerin. Während sie sich übers Rascheln und Knistern freut, kann ich mich gemütlich über unsere Stadt informieren. Zum Beispiel, dass es jetzt wieder losgeht mit den kulturellen Absagen. Das Buch- festival wird dabei nur den Anfang gemacht haben und bald schon wird auf den Oltner Plakatwänden wieder einzig Werbung für Yoga-Kurse hängen.
Dabei wären gerade Bücher wie gemacht für Quarantäne-Zeiten wie diese. Ohne die Gefahr auf Ansteckung kann man mit ihnen um die Welt oder gar in andere Welten reisen und mit ihrem Kauf erst noch die gebeutelte Kultur unterstützen. Denn auch Autorinnen und Poeten leben normalerweise vor allem von ihren Auf-tritten.
Gerne würde ich dir hier drum ein paar Empfehlungen bieten, doch fehlt mir dazu der Platz. Auch das gehört zum Gedruckten, doch ist es nicht weiter tragisch. Zeit zum Lesen werden wir diesen veranstaltungs- und je nachdem arbeitslosen Winter noch genug haben.