Besinnlicher Rundgang durch die Altstadt
Führung Die von Olten Tourismus angebotene Führung «Altstadt im Advent» liess aufleben, was viele Menschen in der Weihnachtszeit vermissen – die Besinnlichkeit. Der Stadtanzeiger spazierte am Sonntag mit.
Es war ein kleines Grüppchen, das am vergangenen Sonntagabend kurz nach Einbruch der Dunkelheit am Klosterplatz in Olten zusammenkam, um an der Führung «Altstadt im Advent» teilzunehmen. «Ich mache die Führung aus sentimentalen Gründen, weil ich einfach die Adventszeit, ihre ganze Romantik und auch den Kitsch wahnsinnig gerne habe», sagte Peter Moor zur Begrüssung. Der Journalist und Präsident der SRG Aargau Solothurn arbeitet als Guide für Olten Tourismus und zeichnet zusammen mit anderen Guides für diese Führung, die jährlich in der Adventszeit stattfindet, verantwortlich.
«Was feiern wir eigentlich?», fragte Moor rhetorisch zu Beginn, um dann gleich mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufzuräumen: «Viele denken, wir feiern die Geburt von Jesus. Das stimmt so leider nicht», denn dieser sei wohl «irgendwann im März» geboren worden. «Eigentlich ist Weihnachten die Übernahme eines Festes, das es schon immer gab – die Feier zur Wintersonnenwende, welche es in allen Religionen und Kulturen gibt.»
Erwarten und Fasten
Die Adventszeit – die Zeit der Erwartung – dauerte in früheren Jahrhunderten wesentlich länger: Sie begann am 11. November, dem Martinstag, als die Menschen den «Zehnten», eine Steuer für weltliche oder geistliche Obrigkeiten, abliefern mussten. «Der Martinstag hatte eine grosse Bedeutung und war für die Bevölkerung ein anstrengender Tag. Die Arbeit auf dem Feld war beendet, man musste nach Olten kommen, sich in einer langen Schlange anstellen, die weit vors Stadttor hinausreichte, um beim ehemaligen Stadtschloss, dem Zielemp, seine Abgabe zu machen. Daraufhin gab es ein grosses Fest.» Die Adventszeit dauerte bis Weihnachten und war eine erste Fastenzeit, eine weitere folgte gleich danach bis zum 2. Februar, Maria Lichtmess. «Wenn man denkt, was wir heute in der Adventszeit alles zu uns nehmen, kann man sich das gar nicht mehr vorstellen», so Moor lachend. In der Vergangenheit sei der Winter mit Entbehrungen einhergegangen.
Adventskranz aus dem Kinderheim
Besinnlichkeit kam im Klostergarten auf, als Peter Moor einen kurzen Teil der Weihnachtsgeschichte vorlas, über Weihnachtslieder und Krippen referierte. So sagte er etwa: «Die in Krippen dargestellte Situation ist eine Gestaltung, die sich im Sinne des Weihnachtsfestes entwickelt hat.» Beim weiteren Spaziergang durch die Altstadt kam Peter Moor auf Adventskalender und Adventskränze zu sprechen. Der Ursprung des Adventskranzes etwa liege in einem Kinderheim, wo die Kinder in der Zeit auf Weihnachten hin immer unruhiger wurden: «Es war eine Zeit, als es noch kleine Geschenke gab, diese aber eine sehr grosse Bedeutung hatten», so Moor. So sei der Leiter der Institution auf die Idee gekommen, einen Adventskranz zu basteln, um für die Kinder die Wartezeit zu verkürzen. «Es gab verschiedene Varianten, etwa auch Kränze mit 24 Kerzen.»
Magisches Licht
Beim gemächlichen Spaziergang durch die Gässchen der Altstadt liess die Adventsbeleuchtung einen Hauch von Zauber, von Magie, aufkommen. «Es ist eine der schönsten Weihnachtsbeleuchtungen, die ich kenne», so Moor. Überhaupt werde Olten allgemein unterschätzt, biete es doch kleine Ecken, die voller schöner Überraschungen seien.
Der weihnächtliche, sehr besinnliche Spaziergang, den Moor mit interessanten Informationen, wenig bekannten Anekdoten und einem geschenkten Weihnachtsguezli – dem «Oltner Frohburgerli» – zu spicken vermochte, fand sein Ende am Eingang zum Adventsdorf, wo grosser Rummel herrschte und Musik zum Mitwippen einlud: «Damit ist es auch mit der Besinnlichkeit vorbei», scherzte Moor. Und er sagte: «Im Gegensatz zu früher haftet Weihnachten heute auch etwas Kommerzielles an, was sich auch an der grossen Beliebtheit von Weihnachtsmärkten zeigt.» Im Schnitt gäbe der Schweizer über 300 Franken für Weihnachtsgeschenke aus. «Ein hoher Betrag eigentlich.»