Ausgeschmückte Realität

Elie Peter Der Oltner Schriftsteller Elie Peter gab Ende Oktober sein zweites Buch heraus. Weitere hat er bereits in der Pipeline. Schreiben ist für ihn «pure Leidenschaft».

Autor Elie Peter präsentiert seine beiden Bücher im Lokal seines Verlegers Thomas Knapp in Olten. (Bild: Achim Günter)
Autor Elie Peter präsentiert seine beiden Bücher im Lokal seines Verlegers Thomas Knapp in Olten. (Bild: Achim Günter)

Dichtung oder Wahrheit? Frei erfunden oder tatsächlich erlebt? Oft dreht sich unser Gespräch um diese Frage. Elie Peter, 45, gebürtiger Oltner und mit seiner Familie auch in Olten wohnhaft, schreibt Romane. Zwei sind bereits erschienen, weitere werden folgen. Peters Bücher sind lebensnah, berührend, vielleicht auch mal leicht verstörend. Und eben: Sie lassen die Leserschaft oft sinnieren. Dichtung oder Wahrheit?

Im Oktober 2019 erschien Peters Erstling. «Paris, Olten» hiess er, versehen mit dem Untertitel «Amour fou». Wie der Name verrät, geht es dabei um eine fulminante Liebesgeschichte. Es ist – in weiten Teilen – Elie Peters eigene Liebesgeschichte. Die Geschichte darüber, wie er seine Frau und Mutter seiner beiden Söhne kennen gelernt hat.

Seine Frau lieferte Idee für Erstling

Als Peters erstes Buch erschien, war er 43 Jahre alt. Gedanken, ein Buch zu schreiben, hegte er schon weit eher. Erstmals mit ungefähr 30. Damals leitete er die Auslandredaktion des «Blick», nachdem er bereits parallel zum Studium als Journalist gearbeitet hatte, zu Beginn beim Oltner Tagblatt. Bald darauf wechselte der Oltner in die Kommunikationsabteilung eines Schweizer Weltkonzerns. «Da war ich wieder komplett absorbiert, dachte gar nicht mehr daran, ein Buch zu schreiben.» Einige Jahre später wurde er Vater, viel Freizeit blieb da nicht. «Eine kleine berufliche Krisenzeit gab dann den Ausschlag, ein Buch zu schreiben.»

Er und seine französische Frau, eine Literaturwissenschafterin, steckten die Köpfe zusammen. Ein Thema für ein eigenes Buch sollte her. Wilde Ideen wurden ent- und wieder verworfen, erinnert sich Elie Peter. «Nach drei, vier Tagen sagte meine Frau zu mir: ‹Schreib doch unsere Geschichte auf!›» Peter machte sich an die Arbeit. Nur drei Monate später hatte er die ganze Geschichte niedergeschrieben, in einer ersten Version zumindest. Dann startete Peter den Prozess der Verlagssuche, informierte sich bei anderen Autoren über die Vorgehensweise, feilte am Manuskript.

Seine Frau, obwohl Ideengeberin, wollte das Buch erst nach dessen Fertigstellung lesen. Peter bekundete Mühe damit. Ihm wäre es weit lieber gewesen, sie hätte das fertige Manuskript kritisch gewürdigt. Doch sie wollte partout nicht, «lehnte es sehr aktiv ab», erinnert sich Peter. Und so kam es, wie es kommen musste: Seine Frau goutierte die eine oder andere Romanszene nicht. Doch Elie Peter gelang es, die Dissonanzen zuhause zu bereinigen. «Es weiss ja niemand, was Realität und was Fiktion ist.» Zwar sei der Inhalt des Buches nahe an ihrer Liebesgeschichte. «Gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass ein Roman immer ein Ausschaffen, ein Glätten braucht – und auch mal das Einbauen von zusätzlichen Spannungsmomenten, damit er literarisch funktioniert. Anders gesagt: Die Literatur ist dann immer ein wenig besser, ein wenig spannender als das wirkliche Leben.»

Zwei Jahre nach «Paris, Olten» kam im vergangenen Oktober sein zweites Buch heraus, wiederum im Oltner Knapp Verlag. «Bei den Gangstern von Managua» ist erneut ein autobiographisch inspiriertes Werk. Das Buch handelt von einem Vater, der seinem an den Rollstuhl gefesselten Teenager-Sohn denkwürdige Geschichten von 22 Stationen einer Weltreise erzählt. Auch hier stellt sich unweigerlich wieder die Frage: Frei erfunden oder tatsächlich erlebt? «Man darf sich das fragen», antwortet der Schriftsteller. «Aber ich glaube nicht, dass das besonders relevant ist. Das Buch soll als Gesamtgeschichte überzeugen und berühren – und nicht weil man denkt, Elie habe dieses oder jenes wahrscheinlich selber erlebt.»

Sowohl «Paris, Olten» als auch «Bei den Gangstern von Managua» leben insbesondere von den oft starken Dialogen. Sie sind Peters liebste Erzählform. Beim aktuellen Buch stützte er sich beim Niederschreiben seiner Geschichten oft auf eigene Tagebucheinträge ab. «Wenn ich reise, schreibe ich Tagebuch.» Der Fundus seiner Erinnerungen wird zusätzlich von Gesprächen oder Briefen gespeist.

Schreiben sei für ihn «pure Leidenschaft». Aber auch nicht eine, die er ständig brauche. «Plötzlich drängt es mich dann wieder, so dass ich während Monaten sehr stark in diesen Geschichten lebe.» Momentan beschäftigt sich Elie Peter bereits wieder mit zwei neuen literarischen Projekten. Das eine ist bereits in den finalen Zügen, die fiktive Kindergeschichte «Das böse Engelchen Balthasar».

Noch nicht allzu weit gediehen ist ein grösseres Projekt. Eines, das sich wieder stark an der Realität orientiert: «eine Familiensaga, verwoben mit einem Krimi». Erzählt wird die Geschichte seiner Vorfahren rund um den Grossvater mütterlicherseits. Dieser war ein Jude aus Wien – und einziger Holocaust-Überlebender seiner Familie. Klingt schon mal nach spannendem Lesestoff.

Lesung am 16. März in Olten

Am 16. März wird Elie Peter nach einer längeren Omikron-bedingten Winterpause wieder eine Lesung halten. Im Kulturlokal Literatur & Bühne seines Verlegers Thomas Knapp in Olten trägt er Kostproben aus dem Werk «Bei den Gangstern von Managua» vor. Er tritt zusammen mit der Berner Autorin Désirée Scheidegger («Die Fragmentsammlerin») auf. Die Lesung beginnt um 19.30 Uhr. Bestimmt wird sich auch da das Publikum ein paarmal die Frage stellen: Dichtung oder Wahrheit?

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