Als Kaufmann und Künstler kreativ
Links&Rechts Seit kurzem verströmt Meinrad Feuchters Tee- und Kunstladen in Olten wieder viel weihnächtliches Flair. Die heurige Weihnachtsausstellung steht im Zeichen der Nostalgie. Und Lichterketten gibt es 2022 keine zu kaufen.
Meinrad Feuchter weiss ganz genau, was er tut. Die Ästhetik muss stimmen, nichts wird dem Zufall überlassen. Seinen beruflichen Hintergrund will und kann er nicht ablegen. Alles in seinem gerade mal 40 Quadratmeter kleinen Laden «Links&Rechts» am Klosterplatz in Olten ist genau da positioniert, wo er es haben will. Gelernt ist eben gelernt. Er selbst sagt: «Natürlich habe ich ein professionelles Auge, um etwas Schönes daraus zu machen.»
Der 63-Jährige Dulliker war in Gretzenbach aufgewachsen und hatte in Olten im längst geschlossenen Kaufhaus Jelmoli von Felbert einen Teil seiner Lehre als Dekorationsgestalter absolviert. In den folgenden Jahrzehnten blieb er seinem Beruf mehr oder weniger treu, trug währenddessen aber Berufsbezeichnungen wie «Leiter Store Design» oder «Leiter Visual Merchandising» und tat sich auch im Marketing hervor. Mit einer Ausnahme war er für sämtliche grossen Schweizer Detailhändler tätig.
2019, mit 60, zog er einen Schlussstrich unter seine berufliche Karriere. Jetzt bezeichnet er sich als Kunstschaffender und – mit einem Augenzwinkern – als «Ladenhüter»: Feuchter führt den Tee- und Kunstladen «Links&Rechts» als Pop Up Store. Links wird Tee angeboten, rechts Kunst präsentiert. So sieht es das Konzept vor, das während zehn Monaten des Jahres auch konsequent umgesetzt wird. Von Ende Oktober bis an Heiligabend aber dominiert auf der rechten Ladenseite stets das Thema Weihnachten. Die aktuelle Ausstellung ist seit knapp zwei Wochen fertig eingerichtet. Wobei, was heisst schon fertig? All die weihnächtlichen Dekorationsgegenstände können käuflich erworben werden; insofern ist die Ausstellung stets leichten Veränderungen unterworfen.
Die aktuelle Weihnachtsausstellung ist seine dritte am Klosterplatz. Wie immer ist einiges neu, wie immer wird der Fokus ein wenig anders gelegt. Heuer legt Feuchter zum Beispiel mehr Wert auf europäische Produkte. «Die sind zwar teurer, aber auch sorgfältiger verarbeitet.» Bereits letztes Jahr habe er vermehrt auf europäische Produkte gesetzt und damit bei der Kundschaft Erfolg gehabt. Folgen im Angebot zeitigt auch die Energiekrise. «Ich verkaufe in diesem Jahr keine Lichterketten, sondern Kerzen und Kerzenständer.» Feuchter sagt es mit einem breiten Lachen, meint es aber ernst. Mit vielen Artikeln der deutschen Glasmanufaktur Inge steht dieses Jahr Nostalgisches mit einem gewissen Retro-Faktor im Zentrum. «Es geht darum, alte Designs zu reaktivieren und neu zu gestalten.»
Verkaufsfördernde Weihnachtsemotionen
Dass er in seinem Teeladen jeweils im Herbst die eine Seite für Weihnachtsartikel freiräumt, ist für ihn sakrosankt. «Es macht Stimmung, es ist schön, die Leute schätzen es – und es ist enorm verkaufsfördernd.» Die Weihnachtsemotionen im Laden unterstützen also die Teeverkäufe? «Ja, ganz genau. Tees und Tee-Accessoires als Geschenkidee kamen letztes Jahr sehr gut an.»
Nach ziemlich genau zwei Monaten, exakt am 24. Dezember, endet die Weihnachtsausstellung jeweils. Unmittelbar nach den Festtagen werden die verbliebenen Weihnachtsartikel eingelagert und Platz geschaffen für eine neue Kunstausstellung. 2023 kann im «Links&Rechts» ab dem 12. Januar wieder Kunst betrachtet werden.
Seit Jahrzehnten künstlerisch aktiv
Feuchter ist selbst seit rund 40 Jahren künstlerisch tätig. Entsprechend leidenschaftlich stellt der engagierte Grossvater jeweils die eine Ladenhälfte arrivierten Künstlerinnen und Künstlern aus der Region zur Verfügung. Am Klosterplatz ist er seit 2020 mit diesem Konzept präsent, nachdem er zuvor während eines Jahres am Munzingerplatz und noch früher im Bally-Areal in Schönenwerd bereits einen Pop Up Store betrieben hatte. Ursprünglich als kurze Zwischennutzung gedacht, wird Feuchter 2023 also am selben Standort bereits ins vierte Jahr gehen. «Jetzt ist es halt ein Long Pop Up», meint er schmunzelnd. «Mal schauen, wie es danach weitergeht. Es kann sein, dass es in zwei, drei Jahren etwas ganz anderes geben wird.» Und ganz in sich ruhend fügt er hinzu: «Wenn man sein Berufsleben nicht mehr planen muss, kann man viel freier über die eigene Zukunft entscheiden.»
Ohnehin droht es ihm vorläufig nicht langweilig zu werden. «Ich bin jung im Geist», meint Feuchter lachend. Neben der Familie verbringt er auch oft und gern Zeit in der Natur und auf Reisen und widmet sich seinen eigenen Kunstprojekten. Hat er einst über die Malerei zur Kunst gefunden, widmet er sich jetzt vornehmlich der Installations- und Objektkunst. Und mit «Les jours des éphémères» verfolgt er auch ein eigenes Kunstengagement. Ephemere Kunst bezeichnet Kunstformen, die sich über schnell vergängliche Darstellungen definieren. Im August fand dazu im Kino Lichtspiele in Olten bereits das neunte Festival statt. Ob es nach 2023 fortgesetzt wird, dürfte in den Sternen stehen. Irgendwann im Laufe unseres Gesprächs hat Meinrad Feuchter nämlich gesagt: «Ich bin kein Mensch, der mehr als zehn Jahre lang dasselbe macht.»