90-minütiger Weg zum positiven Scheitern

Kilian Ziegler und Samuel Blatter Am 21. und 22. Oktober steht das Duo Kilian Ziegler und Samuel Blatter mit seinem neuen Programm «Ausbruch aus dem Strauchelzoo» auf der Theater-studio-Bühne. Ein Gespräch übers Scheitern, Stürze von der Bühne und die Angst, sich zu wiederholen.

Slam-Poet Kilian Ziegler (links) und Musiker Samuel Blatter zeigen einen Weg zum positiven Scheit(ern) auf. (Bild: mim)
Slam-Poet Kilian Ziegler (links) und Musiker Samuel Blatter zeigen einen Weg zum positiven Scheit(ern) auf. (Bild: mim)

Seit über einem Jahr arbeiten der Slam-Poet und Kabarettist Kilian Ziegler und der Musiker Samuel Blatter am neuen Stück «Ausbruch aus dem Strauchelzoo». Beim Interview-Besuch in Oensingen bereiten sich die beiden auf die bevorstehende und letzte Try-Out-Show vor, denn bereits am Freitag, 21. und Samstag, 22. Oktober gilt es ernst. «Die Feinabstimmung benötigt viel Zeit», erklärt Ziegler und fügt schmunzelnd an: «Doch langsam sind wir parat - es kommt gut.»

Eingespieltes Duo

Dass es gut kommen kann, haben die beiden Künstler in den vergangenen dreieinhalb Jahren an über 80 Auftritten mit ihrem ersten gemeinsamen und abendfüllenden Stück «The Phantom of the Apéro» bewiesen. Umso erstaunlicher ist es, dass sich Ziegler und Blatter zuvor nur flüchtig kannten. «Ich habe Sämi angefragt, ob er bei meinem ersten Programm als Pianist dabei sein wolle», erzählt der 32-jährige Ziegler. Mittlerweile hat sich eine Freundschaft zwischen dem Duo mit dem ähnlichen Humor entwickelt. «Mit dem ersten Programm konnten wir die Luft einer abendfüllenden Show schnuppern und vertrauen fassen», so Ziegler und Samuel Blatter fügt an: «In den vergangenen Jahren haben wir gemerkt, dass wir gut miteinander funktionieren und uns aufeinander verlassen können.» Dass aber auch bei einem eingespielten Duo ab und zu Stolperer vorkommen können, zeigt Ziegler anhand eines Auftrittes auf: «Zuerst stieg das Mikrofon aus, weshalb ich von der Bühne ging, während Sämi ein Stück spielte. Dabei bin ich in der Hektik die Treppe hinuntergefallen. Glücklicherweise hielt dies das Publikum für einen Teil des Programms. Nachdem ich das Mikrofon gewechselt habe, stiess ich mir noch den Kopf.» In solchen Momenten spiele es keine Rolle, auf wie vielen Bühnen man bereits gestanden oder was man erreicht habe, es gehe alleine darum, den Abend zu retten, weiss Ziegler.

Sich nicht wiederholen

Ums Stolpern geht es auch im neuen Programm «Ausbruch aus dem Strauchelzoo». Wieso beschäftigt sich das Duo mit dem Scheitern? «Kilian hat ein unglaublich gutes Gespür für Themen und den dafür richtigen Zeitpunkt», windet der 34-jährige Blatter seinem Kollegen ein Kränzchen. Entstanden sei die Idee vor rund einem Jahr. «Wir wollten uns nicht wiederholen oder auf derselben Schiene weiterfahren», betont der Slam-Poet, der bekannt ist für seine originellen Wortspiele. «Wir beschäftigen uns aber nicht mit dem Scheitern, sondern auf eine positive Weise mit dem alltäglichen Straucheln», fügt Blatter an, der Ziegler erneut mit facettenreichen Pianoklängen und bösen Zwischenkommentaren begleiten wird. Dabei sei es viel Arbeit gewesen, das Kabarettprogramm sowohl lustig aber auch mit gewissem Tiefgang zu gestalten. «Wir haben mit dem ersten Stück Erfahrungen gesammelt und Erwartungen geschürt - auch an uns selbst», wissen die beiden um die Schwierigkeit eines zweiten Programms.

Scheitern - ein Tabuthema

In den vergangenen Jahren hat sich die Zusammenarbeit des Duos verändert. «Noch immer bin ich für die Texte und Sämi für die Musik verantwortlich. Sämi ist jedoch zu einem wichtigen Kritiker geworden», erzählt Ziegler und fügt an: «Es war schwierig, die Balance zwischen Witz und Ernsthaftigkeit zu finden. Ohne die Hilfe von Sämi wäre dies wahrscheinlich nicht so gut gelungen.» Am Tabu-Thema Scheitern hat den Wortakrobaten Ziegler der krasse Gegensatz fasziniert: «Jeder weiss, dass Scheitern normal ist und es jedem passieren kann, und trotzdem ist es in unserer Kultur nicht akzeptiert. Wir hatten aber nicht den Anspruch, das gesamte Thema auszuleuchten, sondern gewisse Aspekte wie beispielsweise den Körperwahn und den perfekten Lebenslauf hervorzuheben.» Möglichst positiv versuchen die beiden Künstler, mit dem eigenen Scheitern umzugehen. «Daraus ergeben sich meist neue Möglichkeiten. Zudem ist es im Kontext eines Lebens betrachtet meist ein kurzer Moment», sinniert Blatter. Aber selbstverständlich gelingt dieser Schritt zurück nicht immer. Wenn Sie einen neuen und humorvollen Blick aufs Scheitern bekommen möchten, müssen Sie sich beeilen. Der Vorverkauf ist gut gestartet und es empfiehlt sich eine Ticketreservation.

«Ausbruch aus dem Strauchelzoo»
Freitag, 21. Oktober, 20.15 Uhr (Premiere)
Samstag, 22. Oktober, 20.15 Uhr
Theaterstudio Olten

<link http: www.kilianziegler.ch>www.kilianziegler.ch

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