12 Stunden unverfälschte Musikleidenschaft
Extrafish im Coq d’Or Die Schweizer Balkan- und Ethnoband «Extrafish» feiert am Samstag, 19. November die Plattentaufe ihres Debütalbums im Oltner Coq d’Or. Dies jedoch nicht mit einem «normalen» ein bis zwei Stunden-Gig, sondern einer ununterbrochenen 12 Stunden-Performance.
Sie lassen sich nur schwer in eine musikalische Schublade stecken und schustern sich aus einem wilden Stilmix ihren ganz eigenen Sound zusammen. Bei den vier Musikern der jungen Schweizer Band «Extrafish» sprudelt es nur so vor Ideen und diese kreative Freiheit ist in den Stücken des Quartetts förmlich greifbar. Von Balkan-Klängen über Gipsy Jazz Swing bis zu elektronischem Dub - die vier ehemaligen Studenten der Jazzschule Luzern erweitern das Spektrum der sogenannten «World-Music».
«Ich habe die Stimmung im Kopf»
Aber World Music ohne ethnische Wurzeln, geht denn das? «Da wir keine persönliche Verbindung zu den traditionellen Balkan- oder Klezmer-Klängen haben, versuchen wir erst gar nicht, diese eins zu eins zu imitieren», erklärt Gitarrist und Sänger Valentin Baumgartner, aus dessen Feder die «Extrafish»-Stücke stammen. Vielmehr lassen sie sich von den Melodien und der Energie dieses Musikstiles inspirieren. «Beim Komponieren habe ich die Stimmung von typischer Balkanmusik im Kopf und suche meine eigene Form, um diese auszudrücken», so Baumgartner weiter. Gemeinsam mit Saxofonist Andi Bissig, Drummer Adrian Böckli und Jonas Künzli am Kontrabass entsteht daraus ein experimenteller, aber tanzbarer Musikmix, der es in sich hat.
Mit Fischmasken auf der Bühne
Was ihre Musik genau mit Fischen beziehungsweise Extrafischen zu tun hat, wissen die vier Jungs selber nicht genau. «Anfangs wollten wir uns «BurkaPartyHitlerFicken» nennen, fanden diesen Wortlaut aber dann doch ein wenig zu krass», erinnert sich Valentin Baumgartner lachend. Schliesslich kam der Name Extrafish zur Sprache, der allen auf Anhieb gefiel. «Es kann sich jeder etwas völlig eigenes darunter vorstellen. So wie es für ihn passt.» Gleichzeitig lasse der eigenwillige Bandname viel Raum für weitere Ideen. So ist das Fischsymbol ein fester Bestandteil der Bandwebsite, kommt in einem selbstkreierten virtuellen Extrafish-Game vor und ziert jeweils die Köpfe der vier Musiker auf der Bühne. «Die Fischmasken verschaffen uns einen gewissen Wiedererkennungswert und haben sich zu unserem Markenzeichen entwickelt.»
Plattentaufe des Debütalbums
Natürlich dürfen die Fische auch auf dem Debütalbum «Simplify this Fish» nicht fehlen. Sowohl in den Songtiteln wie «Fisho Fabuloso» oder «Boris Karlov Fisch» wie auch auf dem selbstkreierten Cover sind die schuppigen Tierchen zu finden. Die Liedertexte selber muten dabei jedoch eher dadaistisch an und lassen viel Raum für Eigeninterpretation - durchaus gewollt. «Jeder soll seine Nachricht selber hinauslesen.» Die vereinzelten Vocal-Parts werden von Valentin Baumgartner übernommen, der sich auch im Gesang Improvisationsfreiheit lässt. So bricht es beispielsweise beim Stück mit dem passenden Titel «Hyperactive Dschingisbalkan Level 1» förmlich aus ihm heraus und seine Wurzeln in der Metalmusik werden für einen Moment sichtbar. Am Samstag,
19. November wird die neue Scheibe im Coq d’Or getauft. Warum gerade ein Oltner Lokal? «Erstens kommen wir aus allen Himmelsrichtungen der Schweiz und Olten ist ein guter Knotenpunkt. Zweitens waren wir schon öfters für Gigs im Coq und das Team ist extrem sympathisch»,erklärt Baumgartner die Wahl.
12 Stunden an den Instrumenten
Wer nun aber ein kurzes, ein bis zwei stündiges Konzert erwartet, hat weit gefehlt. «Extrafish» tauft sein Album mit einem einmaligen Event: einer ununterbrochenen 12-Stunden-Perfomance auf der Coq-Bühne. «Balkansound lebt von der Musikleidenschaft. Diese wollen wir für zwölf Stunden walten lassen und nicht unterbrechen.» Eine Premiere - sowohl für das Coq d’Or als auch die Band. «Wir sind extrem neugierig, wie die Leute reagieren werden.» Auch ihre eigene Reaktion ist ungewiss. Um ab und zu ein wenig ausruhen zu können, laden «Extrafish» noch zwei Gastmusiker ein und treten teilweise nicht in der Komplettformation auf. «Mal schauen, was dabei mit uns passiert», zeigt sich die vierköpfige Band aus Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich gespannt.
<link http: www.extrafish.ch>www.extrafish.ch